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ADAC Mobilitätsindex: Alles im grünen Bereich?

Die nachhaltige Mobilität hierzulande segelt auf Erfolgskurs – so die allgemeine Annahme. Dennoch bedarf es laut dem ADAC Mobilitätsindex einer leichten Kursänderung, um nicht an der Verkehrswende vorbeizuschrammen.

ADAC Mobilitätsindex: Die Mobilität hierzulande macht nicht nur Schritte nach vorn. Bild: Autoren-Union Mobilität/ADAC

Klimaziele, Energiewende, Mobilität – es ist ein Dreiklang, der über die Zukunft der deutschen Verkehrspolitik entscheidet. Doch wie steht es tatsächlich um den Fortschritt in punkto Mobilität? Dieser Frage geht der ADAC Mobilitätsindex nach, der in enger Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos entstanden ist. Ein kürzlich erschienener Report legt die Entwicklung der Mobilität von 2015 bis 2022 dar. Und schnell wird klar: In diesen sieben Jahren hat sich nicht alles verbessert.

Die Antwort auf (fast) alle Fragen
Der Mobilitäsindex gewährt den Lesern einen allumfassenden Überblick zur Nachhaltigkeit auf deutschen Straßen – sei es in Hinblick auf die tägliche Sicherheit, die städtische Luftqualität oder die Kosten für nachhaltige Mobilität. Der Mittelwert des Index berechnet sich wie folgt:  

Verkehrssicherheit (30 Prozent): Personenschäden, Sachschäden, Unfallgeschehen.
Klima und Umwelt (25 Prozent): Treibhausgase, Luftschadstoffe, Flächeninanspruchnahme, Energieverbrauch.
Verfügbarkeit (15 Prozent): Infrastrukturzugang, ÖV-Angebot, PKW-Verfügbarkeit.
Zuverlässigkeit (15 Prozent): Schienenverkehr, Straßenverkehr.
Bezahlbarkeit (15 Prozent): Fahrrad, motorisierter Individualverkehr, öffentliche Verkehre.

Als Ausgangsbasis für das Jahr 2015 wurde der Wert 100 festgelegt, der als Gratmesser für die soziale, ökonomische und ökologische Entwicklung der Mobilität in Deutschland dient. Überschreitet das ermittelte Jahresergebnis diesen Wert, stellt das eine positive Entwicklung dar – und vice versa.

Rückschritt im Fortschritt
Nachdem der Ursprungswert aus 2015 in den folgenden vier Jahren nur geringfügig angewachsen ist, stieg er im Corona-Jahr 2020 rasant auf 115,9 an. Eine Entwicklung, die sich auf den ausgebremsten Verkehr zu Lockdown-Zeiten zurückführen lässt. Mit dem allmählichen Rückgang zum „normalen“ Verkehrsalltag sank der Wert für das Jahr 2021 auf 113,1. Auch die Auswertungen für das Folgejahr 2022 unterstreichen den Abwärtstrend: Nach einem prozentualen Abfall von 2,3% liegt der Wert nun bei 110,5 – doch es ist nicht alles für die Tonne.

Luft nach oben bei Klima und Umwelt
In puncto Mobilitätszuverlässigkeit ist der Zug noch nicht abgefahren – jedenfalls im übertragenen Sinne. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Nachhaltigkeitswert im Schienen- und Straßenverkehr von 113,3 auf 117,4 angewachsen.
Die Kategorie „Klima und Umwelt“ stagniert bei einem Wert von etwa 120. Ein Blick auf die Zahlen verdeutlicht: Die sinkenden Emissionen können das steigende Verkehrsaufkommen nicht ausgleichen. Auch die Mobilitätsverfügbarkeit macht nur kleine Schritte nach vorn: Der PKW-Bestand nahm zwar im Vergleich zum Vorjahr zu, doch dieser Anstieg spiegelt sich aufgrund des starken Migrationswachstums kaum im statistischen Wert wider.

Einbruch bei der Sicherheit
Den stärksten Negativtrend im Vergleich zum Vorjahr markiert die Verkehrssicherheit, die für das Jahr 2022 den stärksten Rückschlag verzeichnet – sprich von 117,6 auf 107,1 Punkte. Die Negativentwicklung ist laut ADAC schnell erklärt: stärkerer Verkehr, mehr Unfälle. Die Bezahlbarkeit sinkt ebenfalls, wenn auch „nur“ von 105 auf 103 Punkte. Kurzum: Das bundesweite 9-Euro-Ticket trug zu einem erschwinglichen Nahverkehr bei, wohingegen der Individualverkehr aufgrund der Energiekrise und Rekordinflation ein Rekordtief von 98 erreichte.

Ein Weg, den es sich zu gehen lohnt
Trotz der ernüchternden Tendenz des Mobilitätsindex gibt sich der ADAC Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand zuversichtlich: „Der ADAC steht unverbrüchlich zu den nationalen und europäischen Klimaschutzzielen und dem Beitrag des Verkehrssektors dazu.“ Wichtig sei vor allem die gesellschaftliche Bereitschaft zur Veränderung, schließlich sei eine nachhaltige Zukunft nicht von heute auf morgen realisierbar: „Auf dem Weg begleiten uns Herausforderungen wie die Verfügbarkeit von nachhaltigen Mobilitätsoptionen im ganzen Land und deren Bezahlbarkeit. Doch er lohnt sich.“